Aus dem Leben von Edith Stein ist vielen bekannt, dass sie vom Judentum zum Katholizismus konvertierte, dem Orden der Karmelitinnen beitrat und im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau umgebracht wurde. In der katholischen Kirche wird sie als Märtyrerin und Heilige verehrt.
Edith Stein war zugleich aber auch eine der wichtigsten Philosophinnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auf dem Bad Mergentheimer Philosophenweg ist sie als einzige Frau mit einer Tafel vertreten. Bei einer Führung vor einigen Jahren stellte die damalige Kurseelsorgerin Schwester Brigitte das Leben dieser außergewöhnlichen Frau vor. Am Ende des Weges sagte ein Teilnehmer, dass dies für ihn das beeindruckendste auf der ganzen Führung war, obgleich sich auf dem Weg so bekannte Philosophen wie Platon, Nietzsche, Kant u.a. finden lassen.
So interessant ihr Lebensweg, so bemerkenswert auch ihr Denkweg, der von der Philosophie in den Glauben, zum „Aufgehobensein in Gott“ führte.
Beide nimmt der Schriftsteller Klaus-Rüdiger Mai in seiner kürzlich vorgelegten Biographie über Edith Stein mit dem Untertitel Geschichte einer Ankunft in den Blick. Dabei geht es ihm vor allem darum, wie er im Nachwort auf Seite 340 schreibt, „die verborgenen Momente aufzusuchen in denen Leben zu Denken und Glauben wird, und sich Glauben wieder über das Denken im alltäglichen Leben ausdrückt und wirkt. Ich wollte Edith Steins Denken ins Leben hinein auflösen, aus dem es gewonnen wurde. Ich wollte ihr Leben nicht nur verständlich darstellen, sondern auch als das Abenteuer entdecken, das es war, und dieses verständlich machen.“
Die Biographie ist im Juni 2022 im Kösel-Verlag erschienen.
Andreas Steffel
— Andreas Steffel