Vorwort

Zum aktuellen Programm

Liebe Leserinnen und Leser,

wie geht es eigentlich der Bildung in Deutschland? Kränkelt sie oder ist sie vital? Momentan schwächelt sie natürlich auf Grund der Corona-Pandemie. Schulen, Universitäten und andere Bildungsanbieter bleiben ganz oder teilweise geschlossen. Inhalte werden mehr oder weniger erfolgreich hybrid oder online vermittelt. In Diskussionen über die Öffnung von Schule wird diese häufig mehr als Betreuungs- und Versorgungseinrichtung denn als Bildungseinrichtung gesehen, denn die Eltern sollen ja schließlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und die wirtschaftliche Produktivität sichern. Verständlich in einer Gesellschaft, die ganz auf Ökonomie setzt. Ökonomisierung findet seit Jahrzehnten auch im Bildungsbereich selbst statt: Es geht um die Optimierung des Systems, um mehr Effektivität in den Abläufen, um die Steigerung höherer Bildungsabschlüsse, um die Überprüfung der Fähigkeiten in Bildungsvergleichen, um die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master, um Kennzahlen und Indikatoren in Qualitätsmanagementprozessen … Zunehmend treten kommerzielle private Bildungsträger in Erscheinung, der Einfluss der Wirtschaft auf das Bildungswesen nimmt zu und Schüler wie Studierende werden zu Kunden.

Trotz gewisser Krankheitssymptome, die sich in unserem Bildungssystem immer deutlicher zeigen, scheint diese ökonomische Ausrichtung des Bildungswesens doch ein hohes Maß an Leistungsfähigkeit mit sich zu bringen. Es qualifiziert die Deutschen relativ stabil zu berufsfähigen und wirtschaftlich produktiven Gliedern der Gesellschaft, welche bestens an die Systeme des Wirtschaftens angepasst sind und gleichzeitig mobil, flexibel und jung vital sind. Das garantiert uns wirtschaftliche Stärke und materiellen Wohlstand. Andere Länder beneiden uns darum. Unser Berufsbildungssystem gilt als Exportschlager.

Doch reicht es aus Erwerbsqualifikation und Berufsfähigkeit herzustellen? Darf Bildung nur den funktionierenden an die ökonomischen Erfordernisse angepassten Menschen zum Ziel haben? Ist ein von ökonomischem Denken dominiertes Bildungsverständnis eine gute Basis für die Aufrechterhaltung eines gesunden Gemeinwesens? Führt es zu einem robusten Immunsystem, welches nicht gleich beim ersten kalten Lüftchen zusammenbricht?

Sicherlich nicht. Zu wirklicher Bildung gehört deutlich mehr:

  • Ausbildung von Persönlichkeit und Charakter
  • Vermittlung von gemeinwohlbezogenen Werteinstellungen
  • Förderung der Entfaltung von Anlagen und Talenten
  • Befähigung zu eigenständiger, verantwortlicher Entscheidung sowie verantwortungsvollem Handeln
  • Anleitung zu einem sinnerfüllten Leben
  • Schärfung des Blicks für die Zeichen der Zeit
  • Stärkung von Unterscheidungsgabe und Urteilskraft
  • Zulassen von religiösen, künstlerischen und ästhetischenErfahrungen
  • Entwicklung einer Kultur des Dialogs

Von all dem hört man leider relativ wenig. Die gegenwärtige Krise scheint jedoch zu bewirken, dass diese Aspekte wieder mehr ins Blickfeld rücken. Die katholische Erwachsenenbildung möchte mit ihren Angeboten zum Aufbrechen eines verengten Bildungsverständnisses beitragen und Sie recht herzlich zum ganzheitlichen Lernen einladen.

Noch ein Hinweis: Programmänderungen werden in der Presse und auf der Homepage bekanntgegeben.

Es grüßt Sie

Andreas Steffel
Leiter Keb Dekanat Mergentheim e.V.

Programm Februar – September 2024

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