Vorwort

Zum aktuellen Programm

Liebe Leserinnen und Leser,

„Im Kampf gegen Postfaktizität bedarf es stereoskopischer Sehschulen, um die Eindimensionalität in Perspektiven-Vielfalt zu verwandeln.“ Mit diesem Satz beginnt der Klappentext eines aktuell erschienen Buches, das sich mit den Chancen kirchlicher Erwachsenenbildung in krisenhaften Zeiten auseinandersetzt. Haben Sie bereits aufgehört mit dem Lesen?

Das wollte ich zunächst auch tun. „Hartes Brot!“, dachte ich. Wie sollen wir dieses als kleine örtliche Bildungseinrichtung weich machen? Wobei vorab erstmal geklärt werden müsste, was das eigentlich heißt. Geschrieben haben kann das doch nur jemand, der noch nie die Kärrnerarbeit konkret vor Ort verrichtet hat.

Trotzdem habe ich in das Buch reingelesen und bin auf einige interessante Gedanken zum Auftrag der kirchlichen Erwachsenenbildung gestoßen.

So ruft der Autor Jakob Johannes Koch die Erwachsenenbildung dazu auf, Meinungsfreiheitsräume, die in der Gesellschaft immer weniger vorhanden sind, anzubieten. D.h. sie sollte so gestaltet sein, dass man offen Erfahrungen, Ansichten und Fragen äußern kann.
Sie soll wirkliche Frei- und Schutzräume für symmetrischen, artikulationsfreien Diskurs in respektvoller Begegnung ermöglichen. Dafür ist es meines Erachtens allerdings notwendig, dass eine breite Meinungsvielfalt schon bei der Themensetzung zugelassen wird. Ob das tatsächlich geschieht, sollten wir selbstkritisch prüfen.

Der Autor plädiert für mehr religiöse und theologische zum mündigen Urteil befähigende Erwachsenenbildung. Er ergänzt dabei das Wörtchen „wieder“. Heißt, es gab dazu früher deutlich mehr Angebote. In den Programmrubriken „Theologie, Glaube,
Religion“ findet man da heute tatsächlich oft viel Leere. Wahrscheinlich war es nicht mehr so nachgefragt. Dann lassen wir es einfach, wird vieler Orten vielleicht gedacht. Auch in den Kirchengemeinden wird dazu immer weniger angeboten. Zentrale Aufgabe bleibt es aber, zeitgemäße religiös-theologische Bildung zu ermöglichen.

Und noch etwas schreibt er der Erwachsenenbildung ins Stammbuch: Auf keinen Fall dürften Angebote nur noch online stattfinden. Auf Seite 46 heißt es: „Wenn kirchliche Bildungseinrichtungen nur noch die Filialen des Web 2.0 und der sozialen Medien wären, dann verlören sie ihre Bestimmung als Orte persönlicher, authentischer intellektueller Auseinandersetzung.“ Bildung muss also hauptsächlich ganz physisch und lebensräumlich lokal stattfinden, was natürlich anstrengender ist als vom Schreibtisch aus zu steuern.

Wir als kleiner Bildungsanbieter legen großen Wert darauf, dass unsere Veranstaltungen in Präsenz stattfinden, auch wenn es immer schwieriger und komplizierter wird, geeignete Räumlichkeiten zu finden.

Wir freuen uns aber in jedem Fall darüber, wenn wir Sie bei unseren Vor-Ort-Veranstaltungen begrüßen dürfen.

Andreas Steffel
Leiter Keb Dekanat Mergentheim e.V.

Programm September – Januar 2025

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