Der Tod hat ausgespielt

Die Hoffnung sprießt … über den Horizont hinaus

Der Auferstandene steigt aus dem Grab empor, sein Haupt ist mit dem Nimbus umgeben, in seiner Linken trägt er die Kreuzesfahne als Siegeszeichen, den Tod drückt er mit der Rechten zu Boden.
Die Darstellung ist Teil des Biblischen Totentanzes, einem Bilderzyklus, der von Tobias Weiß für die Michaelskapelle auf dem alten Friedhof von Bad Mergentheim geschaffen wurde. Versehen ist sie mit dem triumphierend fragenden Jubelruf aus dem 1. Korintherbrief: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“, womit Paulus unmissverständlich deutlich macht, dass mit der Auferstehung Jesu der Tod ausgespielt hat. Diese paulinische Überzeugung verstärkt Tobias Weiß, indem er den Auferstandenen das Szepter des am Boden liegenden Todes zertreten und die Schlange des Todes von dannen ziehen lässt. Damit schafft Tobias Böhm die Verbindung zum ersten Bild der Gemäldereihe, auf dem die teuflische Schlange dem Tod als Zeichen seiner Herrschaft ein Szepter übergibt. Eine Folge des „Sündenfalls“ von Adam und Eva. Verbotenerweise aßen sie vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, was sie überforderte.

Jetzt aber, so will der paulinische Jubelruf und das Bild von Tobias Böhm deutlich machen, ist der Tod entmachtet. Paulus richtet sich mit seiner Botschaft an Menschen, deren Alltag von Unterdrückung und Zerstörung, von Krankheit und Tod, von Armut und staatlicher Willkür geprägt war. Er vermittelt ihnen damit die Hoffnung, dass für sie bereits jetzt im Hier ein besseres Leben möglich ist. Die Wirklichkeit ist nicht nur eine der Gewalt und des Todes, sie ist auch eine, die in der Gegenwart Leben ermöglicht und Zukunft eröffnet.
Mit der Entmachtung des Todes durch die Auferweckung Jesu ist für Paulus aber auch die Hoffnung auf eine Auferstehung der Toten verbunden. Der Tod kann den Christen nichts mehr anhaben, weil durch Christi Auferweckung der Tod überwunden ist und somit auch die Christen den Tod überwinden und auferweckt werden.

Der Musiker Jonny Cash greift in seinem letzten Song, den er wohl selbst schrieb, den Jubelruf aus dem ersten Korintherbrief auf. Auch wenn er ihn mit brüchiger, von einer schweren Krankheit gezeichneten Stimme singt, spürt man, dass er von der Hoffnung auf die persönliche Auferstehung erfüllt ist. Er ergänzt ihn mit den Worten: „Und die Hoffnung sprießt ewig, über den Horizont hinaus, wenn ich sehe, dass mein Erlöser mich zu sich winkt.“

Andreas Steffel

Hier können Sie das Lied anhören.

I Corinthians 15:55 Songtext von Johnny Cash

Oh Death, where is thy sting?
Oh Grave, where is thy victory?
Oh Life, you are a shining path
And hope springs eternal, just over the rise
When I see my redeemer beckoning me

Oh, row my ship over the waves of your sea
Let me find a safe port now and then
Don’t let the dark one in your sanctuary
Until it’s time to pack it in

Oh, row, row my ship
With the fire of your breath
And don’t lay a broadside on your ship as yet
Blow ye warm winds
When it’s chilly and wet
And don’t come too soon yet
For collecting my debt

Oh Death, where is thy sting?
Oh Grave, where is thy victory?
Oh Life, you are a shining path
And hope springs eternal, just over the rise
When I see my redeemer beckoning me

Oh, let me sail on
With my ship to the east
And keep my eye on the North Star
When the journey is no good for man or for beast
I’ll be safe wherever you are

Just let me sail into your harbor of lights
And there and forever to cast out my night
Give me my task
And let me do it right
And do it with all of my might

Oh Death, where is thy sting?
Oh Grave, where is thy victory?
Oh Life, you are a shining path
And hope springs eternal, just over the rise
When I see my redeemer beckoning me

— Andreas Steffel

Programm Februar – September 2024

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